Operation pro und contra
Enchondrom an der Hand Zyste im Knochen die zu Brüchen führen kann
Therapie-Abwägung beim Enchondrom (Knorpel-Tumor)
Muss ein Enchondrom immer operiert werden?
Es gibt viele gute Gründe, ein Enchondrom operativ zu behandeln:
Das im Knochenmark (d.h. im Inneren des Knochens) befindliche Enchondrom-Gewebe höhlt langsam aber stetig die Knochenhöhle von innen aus. Der Knochen wird hierdurch immer schwächer.
Es kommt - wenn das Enchondrom nicht früh genug behandelt wird – häufig zur Entwicklung von sog. Spontan-Frakturen. Der Arzt spricht auch von pathologischen Frakturen.
Was ist eine pathologische Fraktur?
Fraktur am Finger Röntgenbild
Bei einer schweren Gewalteinwirkung auf
einen Knochen - z. B. dem Sturz von einer Leiter - bricht auch der
stabilste Knochen eines jungen Menschen. In Abgrenzung von diesen
"normalen" Frakturen werden in der Medizin Knochen-Brüche als
pathologische Frakturen bezeichnet, wenn der Knochen bei einer
alltäglichen Belastung oder einer minimalen Krafteinwirkung
frakturiert.
Die Abb. links zeigt eine Fraktur am
Zeigefinger nach einem Hängenbleiben des Zeigefingers in einer
Maschine. Diese Gewalteinwirkung hätte den Knochen am Finger bei
jedem Menschen brechen lassen.
Um den Unterschied zwischen
einer "normalen" Fraktur und einer pathologischen Fraktur zu
verdeutlichen, erwähne ich hier zwei persönlich erlebte Fälle einer
pathologischen Fraktur bei einem Enchondrom an der Hand:
- Fall 1
pathologische Fraktur Röntgenbild
Eine 44 jährige Patientin hat eine
schwergängige Eisentür kraftvoll zugedrückt.
Es kam im Bereich eines
von einem Enchondrom (Knorpel-Tumors) ausgehöhlten Mittelhandknochen
zu einem Bruch.
Durch den Bruch entstand im Bereich der Mittelhand
ein starker Bluterguss (Hämatom) mit Schwellung und Schmerz. Die
Hand war nicht mehr belastbar und schmerzte bei jeder Bewegung!
Die Abb. zeigt die große Enchondrom-Höhle und den nur noch extrem dünnen Knochen. Die eigentliche Fraktur ist kaum zu erkennen.
- Fall 2
Bei einem weiteren Patienten (Mann 38 Jahre) kam es beim Stolpern eine Treppe hinauf zu einem stark abgewinkelten Bruch eines Fingers.
Dabei war das Stolpern nur mit einem Abstützen auf die Hand abgefangen worden. Danach kam es zu einer starken Fehlstellung des Mittelfingers mit Schmerzen bei der Bewegung und Belastung. Im Röntgenbild war das Grundglied des Mittelfingers von einem Enchondrom ausgehöhlt worden und die extrem dünne Knochenhülle gebrochen.
Gibt es bei Enchondromen an der Hand häufig pathologische Frakturen?
Ja: Etwa 1/3 der Enchondrome werden erst entdeckt nachdem der Knochen im Bereich des Enchondrom gebrochen ist.
Können Enchondrome bösartig werden?
Prinzipiell ja. Besonders wenn Enchondrome gehäuft im Körper vorkommen oder auch wenn Enchondrome große Knochen wie z.B. die Beckenschaufel betroffen haben, ist die Gefahr der bösartigen Entartung durchaus sehr realistisch.
Im Bereich der Hand entarten Enchondrome glücklicherweise jedoch nur selten!
Diese Information zur (häufigen) Möglichkeit einer pathologischen Fraktur im Bereich des Enchondroms und der (selten) Möglichkeit der malignen (bösartigen) Entartung sind wichtig, um Einzelfall eine Abwägung zu treffen, ob die operative Entfernung eines Enchondroms sinnvoll ist oder ob ein abwartendes Beobachten verantwortbar ist.
Wann sollte denn ein Enchondrom an der Hand operativ entfernt werden?
Folgende Gründe sprechen für eine Operation:
- bereits eingetretene pathologische Fraktur (besonders bei Fehlstellung des Knochens)
- Enchondrome, die bei ihrer Entdeckung bereits große Teile des Knochens ausgehöhlt haben (drohende pathologische Fraktur)
- Enchondrome, die zu Schmerzen oder Schwellungen führen
- Rezidiv-Enchondrome (Enchondrome die erneut nach operativer Entfernung entstanden sind)
- mehrere Enchondrome (höhere Entartungsgefahr)
- Enchondrome, die sich in kurzer Zeit stark verändert haben (schnelle Größenzunahme kann auf eine Entartung hindeuten!)
- im Röntgenbild untypische zystische Knochen - Veränderungen, die auch realistisch einen anderen Knochen-Tumor erwägen lassen.
Was sollte man tun, wenn ein kleines Enchondrom ohne Beschwerden bei einer Untersuchung zufällig entdeckt wurde?
Wenn das Enchondrom klein ist, keine Schmerzen verursacht und der Knochen nur gering ausgehöhlt ist, so ist bei typischen Röntgenbild eines Enchondroms ein abwartendes Vorgehen verantwortbar.
Wichtig ist dann jedoch, dass dann der Befund regelmäßig über einen längeren Zeitraum durch Röntgen-Untersuchung kontrolliert wird!