Syndaktylie
Angeborene Fehlbildungen der Hand: Syndaktylie Handfehlbildung, bei der die Finger zusammengewachsen sind
Was versteht man unter einer Syndaktylie?
Prinzipiell versteht man unter einer Syndaktylie die Verbindung
zweier oder mehrerer Finger (bzw. am Fuß zweier oder mehrerer
Zehen).
Ist die Erkrankung häufig?
Die Häufigkeit dieser angeborenen Hand-Fehlbildung, der
Syndaktylie, liegt bei etwa einem Fall auf 2000 – 3000 Geburten.
Hierbei lässt sich bei rund 20 – 25 % der Fälle eine Erblichkeit
feststellen.
Wo findet sich die Syndaktylie an der Hand?
Am häufigsten sind der 3. und 4. Finger über
eine häutige Brücke miteinander verwachsen.
Syndaktylie Finger
Prinzipiell können jedoch auch andere Finger miteinander
verschmolzen sein.
Reicht die Hautbrücke immer bis zu den Endgliedern?
Nein. Es lassen sich verschiedene Formen
der Syndaktylie unterscheiden. Bei den einfachen Formen
liegt lediglich eine Art Schwimmhaut im Bereich der
Grundglieder der Finger vor.
Syndaktylie leicht
In manchen Fällen kann die Verschmelzung
sogar so hochgradig sein, dass neben einer häutigen Brücke
auch Knochenteile der beiden Finger miteinander verwachsen
sind
Bild einer Handfehlbildung Syndaktylie
Hierdurch wird die Operationstechnik und auch die
Zeitwahl der Operation ganz wesentlich von der Form und der
Lokalisation der Syndaktylie mit bestimmt
Muss eine Syndaktylie auch bei guter
Funktion der Hand immer operativ getrennt werden?
Der Grund der operativen Trennung der
Handfehlbildung ist vielschichtig: Zum einen wird bei einer
engen Syndaktylie der längere Finger immer in Richtung des
kürzeren Fingers gezogen; während des Wachstumsalters wächst
also dieser Finger schief. Dies ist besonders gravierend,
wenn z.B. der Kleinfinger mit dem Ringfinger oder der Daumen
mit dem Zeigefinger verschmolzen sind.
Ein weiterer sehr wichtiger Grund ist ein
psychologischer: Gerade Kinder gehen miteinander nicht immer
sehr rücksichtsvoll um. Die Hautbrücke zwischen zwei Fingern
wird von Kindern immer als etwas unnatürliches empfunden.
Das betroffene Kind wird durch das Verhalten der anderen
Kinder vielfach stigmatisiert.
Wann sollte eine Syndaktylie getrennt werden?
Es gibt hierzu keine allgemein anerkannten
Regeln. Wir in der Handchirurgie in Essen-Kupferdreh
verhalten uns nach folgenden Prinzipien: Wir trennen die
Syndaktylie sehr früh – wenn möglich – unter drei Jahren,
wenn Finger miteinander verwachsen sind, die sehr
unterschiedlich in der Länge sind (z.B. 4. und 5. Finger).
Bild Handfehlbildung D4/D5
Die besonders häufige Form der Syndaktylie
– Brücke zwischen 3. und 4. Finger – trennen wir in der
Regel im Vorschulalter. Wenn beide Hände von einer
Syndaktylie betroffen sind, ist unser oberstes Ziel, die
operativen Eingriffe vor der Einschulung abgeschlossen zu
haben.
Warum führt man den Eingriff nicht später
aus, wenn das Kind einsichtiger und vernünftiger ist?
Anstelle einer allgemeinen Antwort möchte
ich ein persönliches Erlebnis mit einem 10-jährigen Jungen
schildern, der aufgrund eines begleitenden Herzfehlers erst
im Schulalter operiert werden konnte. Dieser Junge
betrachtete beim ersten Verbandswechsel recht zufrieden
seine jetzt getrennten Finger und bemerkte trocken: „So,
jetzt können sie in der Schule auch nicht mehr
‚Zusammengewachsener Finger’ zu mir sagen!“
Wird der Eingriff ambulant oder stationär
vorgenommen?
Prinzipiell sind beide Möglichkeiten
gegeben. Im Falle eines ambulanten Eingriffes überwachen wir
das Kind hier für rund acht Stunden in unserer Tagesklinik.
Bei Kindern, die weit außerhalb von Essen wohnen, oder bei
denen aus operationstechnischen Gründen mit sehr langen
Operationszeiten zu rechnen ist, behandeln wir stationär.
Kann der Eingriff in jedem Krankenhaus
vorgenommen werden?
Nein. Bei der
Operation der Syndaktylie handelt es sich um einen sehr
speziellen Eingriff, der große, handchirurgische Erfahrung
voraussetzt. Eine solche Operation sollte meines Erachtens
nur in einer entsprechenden Fachabteilung vorgenommen
werden, die auch häufiger angeborene Fehlbildungen an der
Hand behandelt.