KTS: Rezidiv
Karpaltunnelsyndrom
Rezidiv Karpaltunnel-Syndom (Rückfall)
Kann das Karpaltunnel-Syndrom nach
einer Operation erneut auftreten?
Die Möglichkeit, dass die Kompression des Nerven erneut auftritt,
besteht auch bei richtiger Operationstechnik. Die erneute
Kompression kann z.B. entstehen, wenn es nach der Operation zu einer
überschießenden Vernarbung kommt. Der Arzt spricht von einem
Rezidiv-Karpaltunnel-Syndrom. (Rückfall des Karpaltunnel-Syndroms)
Manchmal ist eine Nachoperation wegen eines "Rezidives" auch
notwendig, wenn noch Reste des Karpaldaches intakt sind und die
Kompression fortbesteht.
Andere Ursachen für ein "Rezidiv" sind :
Starke Wucherungen der Sehnenscheiden z.B. bei Rheuma- oder
Dialysepatienten (künstliche Niere)
oder das Wachsen eines Tumors im Karpalkanal.
Die Abb. zeigt die Operation bei einem Rezidiv
Karpaltunnel-Syndrom. Beachten Sie die langstreckige Vernarbung
(Pfeile) über dem im Karpaltunnel liegendem Mittelhandnerven (Nervus
medianus).
Solche Rezidiv Operationen am Karpalkanal können
Operationstechnisch sehr anspruchsvoll sein.
Woran erkennt man, ob das Rezidiv eines
Karpaltunnel-Syndroms vorliegt?
Im typischen Fall eines erfolgreich operierten
Karpaltunnel-Syndroms merkt der Patient bereits nach wenigen Tagen
eine erhebliche Besserung seiner nächtlichen Missempfindungen.
Andere operationsbedingte Beschwerden können hierbei durchaus eine
noch längere Zeit fortbestehen.
Bilden sich die nächtlichen Beschwerden
nicht zurück oder treten diese nach Monaten bzw. Jahren der
Schmerzfreiheit erneut auf, so muss an ein Rezidiv gedacht werden.
Welche Untersuchungsmethode ergibt
die größte Sicherheit in der Beurteilung?
Sehr wertvoll in der Diagnostik bei einem Rezidiv ist die
nervenärztliche Messung ENG und EMG. Gerade wenn die Messwerte mit
den Werten vor der Operation verglichen werden können, ist ihre
Aussagefähigkeit besonders hoch.
Aber auch für die Diagnose eines
Rezidives gilt :
Alle klinischen Untersuchungsbefunde machen erst die korrekte
Diagnose möglich.
Bedeutet eine, bei der
Nervenärztlichen Messung nach der Operation, festgestellte Erhöhung
der Leitgeschwindigkeit ein Karpaltunnel-Syndrom Rezidiv?
Nein! Ein solcher Wert ist vieldeutig. Auch bei einem
fortgeschrittenem Karpaltunnel-Syndrom wird man nach der Operation
stets "unnormale" Werte finden. Dies ist Ausdruck einer
unvollständigen Erholung des Nerven und nicht gleichbedeutend mit
einem Rezidv! Beachten Sie, das auch bei zeitgerecht und sachgerecht
operiertem Karpaltunnel-Syndrom die im ENG und EMG festgestellten
Werte sich oft nicht normalisieren!
Muss beim Rezidiv erneut operiert
werden ?
Dies hängt vom Einzelfall ab. Hierbei wägt der erfahrene
Handchirurg sowohl die bestehenden Beschwerden, als auch die
Erfolgsaussichten und Risiken einer erneuten Operation ab. Ganz
besonders gilt es auch andere Ursachen für die Beschwerden zu
beachten. Wie z.B.
- Nervendruck in der Halswirbelsäule
- Nervendruck im Bereich des Arm-Nervengeflechtes in der Schulter (wie z.B. das Thoracic outlet syndrom)
- Nervendruck im körpernahen Unterarm (Pronator-teres-syndrom)
Der
Mittelhandnerv - Nervus medianus - kann nicht nur im Karpaltunnel
(roter Pfeil) sondern auch an seiner Durchtrittsstelle im Pronator
teres Muskel komprimiert (gedrückt) werden.
Man spricht dann von einem Pronator teres Syndrom.
Die in der Abb. gelb dargestellte Struktur ist der Nervus medianus. Zwei typische Druckstellen des Nerven sind dargestellt:
Der Karpal-Tunnel (roter Pfeil) und der Pronator-Tunnel (blauer Pfeil)
Ist das Risiko einer Zweitoperation höher als bei der ersten Operation?
Ja! Es bestehen zwar qualitativ die gleichen Risiken wie beim Ersteingriff. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, dass beim Zweiteingriff eine bestimmte Komplikation tatsächlich eintritt, ist deutlich erhöht.
Wo lässt man am besten einen solchen Zweiteingriff vornehmen?
Meines Erachtens sollte eine solche Zweitoperation nur von einem in mikrochirurgischer Technik versierten Handchirurgen vorgenommen werden. Auch sollte überlegt werden, ob die Zweitoperation nicht stationär erfolgen sollte.
Kann der Zweiteingriff in endoskopischer Technik vorgenommen werden?
Nein! Eine Zweitoperation muss stets in offener Operationstechnik gemacht werden. Meist ist ein längerer Schnitt als bei der Erstoperation notwendig.
Was ist der häufigste Grund für ein Karpaltunnel-Rezidiv?
Der mit Abstand häufigste Grund ist eine unvollständige Spaltung des Karpaldaches. Im strengen Sinne des Wortes Karpaltunnel-Rezidiv ist dies kein Rückfall (Rezidiv), sondern ein Fortbestehen des Karpaltunnel-Syndroms!
Die Abb. zeigt eine Situation wie sie nach der Operation sein soll:
Das Dach des Karpalkanals (Pfeile) ist vollständig gespalten!